„Wir müssen ein zukunfts­sicheres Energie­management aufbauen“

Mit einem Bestand von 1,2 Milliarden Quadratmetern besitzt die Deutsche Bahn eines der größten Immobilienportfolios in Deutschland. Sie ist zugleich einer der größten Immobilienbewirtschafter. Ein Gespräch mit Olaf Teichmann, zuständig für das Facility Management bei DB Immobilien.

 

Sie sind für das technische und infrastrukturelle Facility Management der DB Immobilien verantwortlich. Was können wir uns darunter vorstellen?

Wir sorgen zentral und vor Ort für ein einheitliches, wirtschaftliches und ökologisches Management für vertraglich übernommene Immobilien des DB-Konzerns und Dritter. Wir beraten die Immobilieneigentümer umfassend und individuell und kümmern uns um die Steuerung der Instandsetzung sowie die Wartung und Organisation von Dienstleistungen für Grundstücke, Gebäude und Anlagen. Hierunter fallen zum Bespiel Energiemanagement, Reinigungsleistungen, Hausmeisterdienste und Abfalllogistik. Zudem führen wir die Instandsetzung sowie Bau- und Umbaumaßnahmen durch und stellen den technischen und baulichen Brandschutzsicher.

Die Senkung der Lebenszykluskosten steht ganz oben auf der Agenda der DB Immobilien. Wo setzen Sie da an?

Hier setzen wir u.a. auf energetische Optimierungen, um die Lebenszykluskosten in den Bürogebäuden wirksam und schnell zu senken. Wir haben stets Innovationen und neue Konzepte im Fokus – etwa die Technologie von MeteoViva.

Einen weiteren Ansatz bieten innovative Büro- und Arbeitskonzepte und damit einhergehend auch eine Optimierung der genutzten Flächen. Neben dem Aspekt der Einsparung von Fläche und Mietkosten spricht noch eine Vielzahl weiterer Vorteile dafür, sich die Flächen genauer anzusehen.

Wie lassen sich Energieverbrauch und sowie die Treibhausgasemissionen dauerhaft in einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess reduzieren?

Durch die Verschärfung des Energiedienstleistungsgesetzes sind weitere Maßnahmen notwendig geworden. Wir wollen uns daher bei den Themen Nachhaltigkeit und Energie strategisch breiter aufstellen. Vorgesehen ist, unter anderem ein zukunftssicheres Energiemanagement aufzubauen. Hier liegt der Fokus auf alternativen Techniken und innovativen Methoden, die unsere langfristig gesetzten Nachhaltigkeitsziele unterstützen. Mit MeteoViva Climate haben wir einen entsprechenden Partner gefunden. Derzeit wird die durch Klimadaten geregelte Steuerbox in drei Bürogebäuden erprobt. Ziel ist es, neben einer Optimierung der Energiekosten, den Verschleiß der technischen Anlagen nachhaltig zu verringern und das Raumklima zu verbessern.

Gibt es schon erste Ergebnisse?

Der Pilot läuft erst ein halbes Jahr. Schon jetzt lässt sich aber sagen, dass wir die gesteckten Ziele erreichen werden.

Predictive Analytics – also Voraussagen über künftige Entwicklungen auf Basis von Datenmodellen – ist einer der wichtigsten Smart-Data-Trends. Auch die DB Immobilien setzt ein solches System zur Energieeinsparung ein. Welche Vorteile sehen Sie darin im Vergleich zu anderen Energieeffizienzmaßnahmen?

Während aktuell die Mehrzahl der Energiesparmaßnahmen nur die reine Verbrauchseinsparung im Blick hat, werden beispielsweise mit der Technik von MeteoViva auch Wetterdaten der kommenden Tage im Zusammenhang mit der zu erwartenden Wärmelast des Gebäudes in Zusammenhang gebracht. Dies eröffnet vielfältige Möglichkeiten für eineenergie- und verschleißschonende Steuerung von technischen Anlagen, die das Raumklima nicht belastet. Ich glaube, dass die Zukunft in der Vernetzung aller technischen Anlagen der Gebäudetechnik liegt – ähnlich wie bei einem modernen BUS-Systems. Was darüber hinaus der Einsatz von künstlicher Intelligenz bewirken kann, können wir uns heute noch gar nicht vorstellen.

In welchen Bereichen sehen Sie noch Potenzial für den Einsatz von smarten Daten für Betreiber und Mieter?

Man könnte darüber zum Beispiel den Betrieb von Nachtstromspeichern optimieren und mit validen Aussagen zur genauen Nutzung der Gebäude durch Besucher und Mitarbeiter verbrauchsgesteuerte Dienstleistungen noch besser planen, zum Beispiel Unterhaltsreinigung und anstehende technische Wartungen. Auch der Einkauf von Energie, Kälte und Lüftung aus zentralen städtischen oder privaten Speichern ließe sich effizienter gestalten.

Digitale Technologien können zu mehr Nachhaltigkeit beitragen?

Ich gehe davon aus, dass der Gesetzgeber weitere verschärfte Anforderungen an die Nachhaltigkeit stellt und diese wiederum einen großen Teil der Digitalisierung ausmachen werden. Es wird zu einer Verschmelzung der Themen kommen. Nachhaltigkeit nimmt in der wirtschaftlichen Betrachtung von Immobilien einen immer größeren Stellenwert ein. Zukünftig werden sich Dienstleister und Dienstleistungen auch darüber definieren, wie sie in dieser Hinsicht Lösungen für die Kunden erbringen werden.